Wohnen ohne Alkohol und mit allerlei Projekten
01.10.2008
Ein Haus war von 2006 – 2011 für Übergangswohnen für Bewohner reserviert, die absolut keinen Alkohol trinken bzw. für trockene ehemalige Alkoholiker. Es gab Platz für eine Wohngemeinschaft für drei Männer. Allen gemeinsam standen eine Wohnküche, ein Raum mit einer gemütlichen Sitzecke, ein Bad und zwei Toiletten zur Verfügung. Im Freien konnte eine Gartengarnitur auf einer kleinen Wiese genützt werden.
Das Haus ermöglichte allerlei Projekte und Beschäftigungsmöglichkeiten rundherum. Zum Beispiel:
Projekt Waschküche
Zunächst stand das Ausräumen von allerlei Gerümpel an. Drei Bewohner (Notschlafstelle, Übergangswohnungen) und eine Kollegin halfen tatkräftig mit. Man glaubt ja gar nicht, vieviel unnützes Zeugs sich da ansammelt. Das Abfallsammelzentrum hatte auch nicht allzu viel Freude mit uns, sind wir doch an diesem Tag mit drei Hängerladungen zum Entsorgen gekommen. Und weil viel Arbeit sehr hungrig macht, gingen wir alle fünf erstmals essen, so richtig ins Gasthaus! Auch anbei waren wir stolz auf „unsere“ Männer, die sich ganz hervorragend benommen haben!
Und als Draufgabe, erledigten wir am späten Nachmittag noch so nebenbei ein e Wohnungsräumung für einen der Mithelfer.
Mein Erfolgserlebnis dabei war, dass ich schön langsam aber sicher eine Expertin fürs Hänger-Zurückschieben geworden bin, ich kriege es inzwischen schon ganz gut hin.
Als zweite Etappe erfolgte der Regaleinbau. Und es kamen nur Regale vom besten Tischler der näheren und weiteren Umgebung hinein. Das ist das Ein-Mann-Team Erich F. mit mir als höchstpersönlich angelernte Assistentin (=Zureicherin). Erich baute das Regal millimetergenau, abbaubar, wieder verwendbar, mit einer professionellen Routine, sodass letztendlich sogar Jan, der Perfektionist, nichts mehr zu sagen hatte.
Das schon durch das Ausräumen perfekt eingespielte Team hat sich dann auch beim Sortieren, Schlichten und Einräumen sehr bewährt.
Projekt Krippe
Die Kollegin Traudi und der beste Tischler Erich waren sozusagen Dauerstammgäste im Hause, dh. in zwei Räumen – einer wurde als Lager genutzt und der zweite als Werkstatt.
Die Neuschaffung der Krippenfiguren ging zügig voran. Erich zeigte große Talente darin, die lebensgroßen Figuren zu „erschaffen“, sie lebensnah darzustellen und durch deren Körperhaltung Lebendigkeit in die Krippendarstellung zu bekommen. Die Liebe zum Detail zeigte sich zum Beispiel darin, dass ein Hirte das kleine Schaf streichelt, ein anderer zum Stern zeigt, selbstverständlich mit handgeschnitzten Händen.
Projekt Garten
Erwin P. hat den Kampf gegen die Wildnis gewonnen. Er hat gejätet, umgestochen, ausgerissen, neu gepflanzt, gehätschelt, gepflegt, gegossen, Schädlinge verjagt, kompostiert … und siehe da, es wurde ein kleines Paradies.
An Erwin ist ein perfekter Gärtner verloren gegangen. Auf seinen Beeten wuchs und gedieh alles bestens. Nur die Schnecken ärgerten ihn etwas. Aber die reiche Ernte tröstete über vieles hinweg.
Was den Rasen betraf, war immer wieder als „Gastarbeiter“ unser „Mann für alle Fälle“ im Einsatz, der „Proba-geschulte“ Mini. Also, eines musste ihm auch der Neid lassen, wenn er arbeitet, dann macht er es schnell, sauber und gründlich. Auch, wenn er zwischendurch immer wieder eine Pause einlegte, und zwar im allzu nahen Merkur Markt.
Projekt Kunst
Mit Jan war ein Künstler eingezogen, ein Maler und Bildhauer. Er produzierte sehr schöne, detailgenaue Landschaftsbilder und ästhetisch sehr ansprechende Bildhauerarbeiten. Ein Problem hatte er manchmal mit der Muse: sie küsste ihn leider viel zu selten und so blieben diese Werke – bisher – seltene Einzelstücke.
Text: Silvana Aufreiter