Sche war’s, aba stark war’s a!
10.01.2015
Mit einer offiziellen Feier und zwei Tage der Offenen Tür wurde am 27. und 28. Oktober 2011 der Neubau (Notschlafstelle, Wohnheim, Delogierungsprävention) feierlich und öffentlich gewürdigt.Stadtführung in Steyr, 10. März 2015
Nach einer Idee von Paul B., der dieses Ereignis auch von der Pike auf organisiert hat. Die Betreuerin hatte in diesem Falle nichts zu tun, außer die Verantwortung zu tragen.
Treffen 11 Uhr Rathaus: Viktoria Schiller, unser Guide (wir brauchen keine Führerin!), eine sehr liebe Dame, fragt zuerst, ob wir alle Steyrer sind und erklärt uns dann die mittelalterliche Geschichte Steyrs, den Ursprung des Wappentieres, ein Panther, der eher wie ein Goaßbock ausschaut (da sind wir uns einig!), woher der Reichtum Steyrs stammt (Eisenhandel, Erzberg, Nachtkönige). Das Ensemble am Stadtplatz besteht aus hauptsächlich gotischen Häusern, das sind die mit den spitzen Dächern. Wir lernen viel und staunen über das Bummerl auf dem Haus, über die vielen schmiedeeisernen Fenstergitter, erfahren von der eigentümlichen Nutzung der Zwischenräume zwischen zwei Häusern und gehen dann über die Pfarrgasse zur Stadtpfarrkirche.
Auf dem Weg kauft Traudi noch 10 Getränke – alkoholfrei, versteht sich – denn der Anstieg soll schauderhaft sein.
Ein kurze Einführung in die Geschichte der Stadtpfarrkirche und los geht’s! Nein, Josi, Katakomben gibt es in Steyr nicht. Alle Grabmäler, die du gesehen hast, sind nur Denkmäler.
Und dass der Friedhof rund um die Kirche im 15. Jahrhundert im Hochwasser untergegangen ist, können wir alle nicht recht glauben. So hoch liegt die Kirche und trotzdem …
Lächerliche 228 Stufen und einen Kreislaufkollaps später sind wir auf dem Turm. Die, die es gut geschafft haben, finden: Diese Aussicht ist das Highlight der Führung! Auch Dagmar, die langsam wieder zu sich kommt, ist restlos begeistert und macht mit dem frischen Blut im Kopf die zauberhaftesten Fotos von oben, nämlich MIT und TROTZ Höhenangst. Überhaupt ist Höhenangst bei allen ein Thema. Gemeinsam schleichen wir mit Respektabstand zur Balustrade um den Turm herum und sind trotz der Supersicht auf alle Richtungen Steyrs froh, dass es bald wieder nach unten geht und wir festen Boden unter den Füßen haben. Etwas leidend sind: Josi, wegen Asthma (schon beim Hinaufgehen). Harald, der ja eine sehr soziale Ader hat (oder ist es ihm auch zu stark da hinauf?), ist sofort mit ihr umgekehrt, man kann ja Leidende nicht alleine lassen, so ein Guter! Jürgen K., der beim Hinuntergehen etwas Probleme mit dem Licht hat, vielleicht auch mit dem Drah‘wurm – es dreht schon ziemlich stark! Alle anderen kommen wieder gut hinunter, Dagmar auch, obwohl sie bei jeder Tür, wo „Eintritt verboten“ drauf steht, hinein schauen muss. Ein gutes Vorbild schaut anders aus!
Dann kam der Anton Bruckner! Dieser alte Komponist und Organist, der zu seinen Zeiten Steyr sehr oft besucht hat, scheint ja ein ganz eigenartiger Zeitgenosse gewesen zu sein. G’selchtes, Grießknödel und Sauerkraut war seine Lieblingsspeise und die bekam er dann bei jedem seiner Besuche, er hatte es sicher nicht leicht. Und die jungen Mädchen, die er so gerne gehabt hätte, waren nicht so willig, das erfahren wir alles – eine richtige Weiterbildungsveranstaltung. Aber seine Statue in der Sonne ist wirklich schön und damit kommen wir gleich zum nächsten Denkmal.
Josef Werndl, der größte Sohn von Steyr (er war ehrlich 2,06m groß), er steht auf der Promenade in Metall, wie es sich für einen Metaller gehört. Dass er die Waffenindustrie und die Elektrifizierung in unsere Stadt gebracht hat, ist eine Tatsache, die man mögen kann oder auch nicht, aber er war auch der Urvater der Steyr-Werke. Über sein Leben könnte man Stunden erzählen.
Ein Spaziergang über die Promenade bringt uns zum Schloß Lamberg. Zuerst besuchen wir die Steinböcke, zwei wollen uns sehen, zwei haben sich einfach versteckt. Wir nehmen es nicht persönlich, denn die Zwergerl aus dem Gleinker Stift, die seit 1980 in Steyr wohnen, nehmen uns neben der Brücke in Empfang. Sie warten auf ihren angestammten Platz im Innenhof des Schlosses. Dort wurde ein neuer Brunnen gebaut und die sehr alten, sehr schönen Bäume gefällt und da dürfen sie dann wieder hin. Eine kleine, aber sehr feine Einführung in die Gepflogenheiten der jeweiligen Schlossbesitzer, die Heiratspolitik der Otakare, Babenberger und Habsburger, woher der Name kommt und warum und überhaupt jetzt der Besitzer die Forstverwaltung ist. Und Dagmar (ich muss es nicht noch einmal sagen) die merkt sich die Jahreszahlen, unglaublich: 1666 ging die Styraburg in den Besitz der Grafen Lamberg über. Danke Dagmar!
An diesem Punkt der Stadtführung ist schon ein leichter Energieschwund bei unseren Leuten zu spüren. Es war unglaublich viel an Information, ziemlich viel an körperlicher Betätigung und alles in allem war es genug.
Traudi hat bei allen einmal rundum gefragt, wie lange wir noch weiter machen wollen. Mario und Stefan hätten noch gekonnt bzw. gewollt, die anderen sind froh, dass mit der Zwischenbruck’n der letzte Punkt ansteht. Insider wissen, dass ist der Platz mit der Kanonenkugel. Das wissen fast alle und die, die es nicht weiß, findet sie sofort (wegen dem frischen Blut im Kopf, eh klar!).
Richtung Michaelerkirche machen wir noch ein Gruppenfoto mit Viktoria. Die nette und überaus kompetente Dame hat auch ein großes Herz für uns. Sie bietet uns kostenlos eine extra Führung durch Steyrdorf an. Ihrer Meinung nach wäre dies auf Grund des Themas „Maschinen-Werkzeuge-Eisen“ eine tolle Sache für unsere Männer. Herzlichen Dank, Viktoria! Das ist großartig. Wir fühlen uns sehr wertgeschätzt und angenommen, und werden Ihr freundliches Angebot gerne in der nächsten Zeit annehmen.
Und dann verabschieden wir uns. Von Paul, der seine Pinkelpause beim Amtsarzt nachholt, von Dagmar, die noch einen Rutscher in die Stadt macht (hat jetzt nichts mit dem frischen Blut zu tun) und der Rest der Truppe geht und holt sich 6 Pizzas vom Istanbul, weil der Tank ja auch aufgefüllt werden muss. Und diese Pizza haben wir uns heute verdient!
Feedback der Beteiligten:
Josi: es war schön, sehr informativ, das Wetter hat mir am besten gefallen. Am wenigsten der Turm, ich wurde gleich schwindlig, mein Asthma hat mich gestört, ich blieb herunten. Die Führerin war sehr lieb und nett.
Jürgen N.: ich fand die Aussicht auf dem Turm besonders gut, oben war es sehr schön, hinausgehen, das muss halt sein, die Dame sehr informativ, das Wetter war okay, zum Schluss war ich schon sehr hungrig.
Jürgen K.: Daumen hoch! Sehr interessant, da ich schon knapp 15 Jahre in Steyr bin und vieles nicht gewusst habe. Einige Formulierungen hab ich aus Büchern gekannt, z.B. die Geschichten von Vorderlader und Hinterlader. Die Führerin war sehr engagiert und das Negative: Ich geh nie wieder auf den Turm! Mir ging es schlecht, hinauf lange nichts zum anhalten, hinunter schlechtes Licht, aber die Aussicht ist Wahnsinn.
Stefan: das Highlight war der Turm, die Aussicht über Steyr, der genauere Hintergrund zur Geschichte der Stadt, z.B. die Kanonenkugel, ich hab sie noch nie gesehen. Meine Höhenangst hätte ich nicht gebraucht.
Mario: sehr interessant, für Nichtsteyrer, hätte ruhig noch etwas länger dauern können, bei der nächsten wäre ich schon gerne wieder dabei.
Paul, der Organisator: recht informativ, Die Aussicht am Turm war a Wahnsinn, ich hab schöne Eckerl gesehen, die ich vorher nicht gekannt habe. Ich war sehr zufrieden mit allem.
Harald: Das Herz mit den Schlössern im Dani-Garten hat mir am besten gefallen, die Führung hat mir taugt! Die Dame war sehr, sehr nett.
Ja, Paul, auch wir waren sehr zufrieden!
1) mit dieser deiner Idee,
2) mit der Organisation, die du alleine ausgeführt hast.
Herzlichen Dank! Du hast uns allen schöne neue Eindrücke beschert!
Du darfst wieder mal …
Text: Traudi Gradauer